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Sprossen selber ziehen: So klappt’s

Gerade in den Wintermonaten hat unser Organismus einen erhöhten Bedarf an abwehrstärkenden Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen. Würzige Keimsprossen sind kinderleicht auf der Fensterbank zu ziehen und decken den Energiebedarf wie kaum ein anderes Gemüse.

Autorenporträt Eva Monning

19.01.2023 - 08:30 Uhr

Lesezeit: 9 Min.

Sprossenziehen ist kinderleicht – und das Ergebnis ist nicht nur gesund, sondern auch ziemlich lecker. Bei Keimsprossen, die auch Keimlinge oder Sämlinge genannt werden, handelt es sich um Jungaustriebe, die aus den Samen von Gemüse- und Getreidepflanzen gekeimt sind. Das Interessante dabei: Die meisten der Mineralien, Vitamine und Aminosäuren bilden sich erst beim Keimen richtig aus. In Kontakt mit Feuchtigkeit und Wärme vervielfacht sich deshalb der Vitalstoffgehalt in nur wenigen Stunden. Grund genug, Keimlinge möglichst oft auf den Tisch zu bringen. Besonders in der kalten Jahreszeit sind sie, aufgrund ihrer einfachen Aussat, eine ideale Quelle für das abwehrstärkende Vitamin C. Zusätzlich bieten die Baby-Pflänzchen Eisen, Zink, Kalium, Kalzium und Magnesium. Auch ihr Gehalt an lebenswichtigen Aminosäuren, Enzymen und sekundären Pflanzenstoffen ist nicht zu verachten. Gerade für Vegetarier und Veganer sind die Minis zudem ein sehr guter Liefernat für Eiweiß und B-Vitamine.

Gartenkresse (Lepidium sativum)

Gartenkresse ist ein guter Nährstofflieferant und lässt sich prima im Haus ziehen

Foto: Getty Images/lenushkab

Weniger ist manchmal mehr: Sprossensamen sind außerordentlich ergiebig! Bereits mit einem bis zwei Esslöffel Samen können Sie eine komplette Schale Sprossen ziehen. Zur Aussaat eignen sich die verschiedensten Gefäße. Man kann ein spezielles Keimgerät, ein einfaches Sprossenglas oder einen Kresseigel verwenden. Für Kresse genügt auch eine flache Schale, die mit feuchtem Küchenkrepp ausgelegt ist.

Achtung Schimmelgefahr

Durch das feuchte Milieu, in dem die Samen keimen, ist auch die Gefahr der Bakterienbildung relativ hoch. Spülen Sie die Keimlinge deshalb zwei bis drei Mal täglich mit lauwarmem Wasser durch, um Schimmelbildung und Bakterienbefall zu verhindern. Auch eine möglichst kühle Raumtemperatur zwischen 18 und 20 Grad Celsius reduziert die Keimbelastung und die Sprossen sind länger haltbar. Vor dem Verzehr sollten Sie die Sprossen gut unter fließendem Wasser abwaschen.

Keimlinge der roten Bete
Foto: Getty Images/annick vanderschelden photography
Alfalfasprossen
Foto: Shutterstock/Svetlana Foote

Die nussigen Keimlinge der Roten Bete enthalten viel Vitamin C, Folsäure und dazu Magnesium (links). Alfalfa-Sprossen kann man auch schon nach rund zweitägiger Keimdauer genießen, bevor sie die grünen Blättchen ausbilden

Tipp: Die kleinen weißen Härchen, die sich manchmal im Wurzelbereich von Rettich- oder Kressesprossen bilden, sehen zwar auf den ersten Blick aus wie Schimmel, sind aber sehr feine Wassersuchwurzeln. Wenn die Sprossen tatsächlich schimmeln, findet sich Schimmel auf dem ganzen Samen, nicht nur im Wurzelbereich.

Keimsprossen von Rucola
Foto: Getty Images/Volodymyr Kazhanov
Keimsprossen Mungbohnen
Foto: Getty Images/Jana_Janina

Rucola-Keimlinge (links) enthalten große Mengen Jod. Bei Schilddrüsenproblemen ist daher Vorsicht geboten. Kleine Kraftpakete sind die Samen der Mungobohne (rechts). In ihnen stecken die Vitamine C, E und fast alle aus der B-Gruppe. Dazu kommen Mineralien und Spurenlemente wie Eisen, Fluor, Kalzium, Kalium, Kupfer, Magnesium, Mangan, Natrium und Zink

Besonders gut zur Keimsprossen-Anzucht eignen sich Kresse, Sojabohnen, Weizen, Gerste, Roggen, Hafer, Lein, Rettich, Mungobohnen, Senf, Bockshornklee, Sonnenblumenkerne, Buchweizen, Karotte, Alfalfa und Sesam. Brokkoli-, Rucola- und Gartenkresse beinhalten Senföle, die das Wachstum von Krebszellen und Bakterien hemmen. Saponine in Hülsenfrüchten bekämpfen Viren und Pilzerreger. Darüber hinaus enthalten Brokkolisprossen eine große Menge des Antioxidans Sulforaphan. Sojabohnenkeimlinge sind bekannt für die entzündungshemmenden Flavonoide, die positiv auf Cholesterinspiegel und Blutdruck wirken. Sonnenblumenkerne und Leinsamen können helfen, den Blutzuckerspiegel zu regulieren.

Sprossen richtig genießen

Sehr gut schmecken Keimsprossen roh im Salat, auf Quarkbroten, in Suppen gestreut oder in Dips und Soßen. Keinesfalls sollten sie erhitzt werden, weil sonst die empfindlichen Vitamine verloren gehen. Bei warmen Speisen sollten Sie die Sprossen deswegen erst kurz vor dem Servieren zugeben.

Achtung: Keimlinge der Garten- und Kidneybohne sollten überhaupt nicht verzehrt werden. Diese enthalten Phytohämagglutinine in hoher Konzentration. Diese Lektinverbindung fördert ein Verklumpen der roten Blutkörperchen und ist damit im Rohzustand giftig. Erst durch längeres Kochen bei 100 Grad Celsius werden die schädlichen Stoffe abgebaut.

Lassen sich Sprossen lagern?

Da die Keimsprossen recht empfindlich sind, ist es am besten, die Sprossen immer erst kurz vor dem Verzehr zu ernten. Falls Sie sie trotzdem aufbewahren möchten, sollten Sie die Keimlinge gut spülen, in eine Schale legen, mit einem feuchten Tuch bedecken und bei mindestens fünf Grad Celsius im Kühlschrank lagern – so halten sich die Sprossen etwa zwei Tage.

Keimsprossen von Radieschen

Radieschen kann man nicht nur als Knolle, sondern auch als Sprossen genießen

Foto: Getty Images/nata_zhekova

Achtung: Sind die Keimsprossen sehr schleimig, riechen faulig oder haben unnatürliche braune Verfärbungen, sind sie ein Fall für den Mülleimer!

Was braucht man, um Sprossen selber zu ziehen?

Für die Anzucht von Sprossen braucht man nur ein Einmachglas. Man gibt ein bis zwei Esslöffel der gewünschten Samen hinein und bedeckt sie mit zimmerwarmem Wasser. Nun je nach Samensorte vier bis zwölf Stunden einweichen (siehe Packungsangaben), die Keime in ein Sieb abschütten und gut abspülen. Je besser gespült wird, desto besser sind die Wachstumsbedingungen.

Keimtopf aus Ton
Foto: Hawos
Keimsprossen im Einmachglas ziehen
Foto: Flora Press/Meyer-Rebentisch

Keimschalen aus Ton speichern Feuchtigkeit und geben sie an die Sprossen ab. Wichtig: Regelmäßig Wasser in den Untersetzer füllen, damit die Keimlinge und Wurzeln, die durch die Löcher im Boden der Schalen wachsen, nicht austrocknen

Danach das Keimgut gut abtropfen lassen, ins Glas zurückgeben und dieses verschließen. Die Spül-Prozedur wird täglich zwei- bis dreimal wiederholt, unter anderem, um einem Befall mit Schimmelpilzen vorzubeugen. Das Glas braucht einen hellen Standort ohne direkte Sonne bei 18 bis 22 Grad Celsius. Noch einfacher funktioniert die Anzucht in Keimgläsern mit Siebeinsatz oder Keimgeräten. Die gibt es, genau wie die Samen, im Reformhaus oder Bioladen. Die meisten Sprossen kann man nach drei bis sieben Tagen essen.

Tipp: Sprossen in Keimgläsern ziehen

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Ein bis höchstens zwei Esslöffel der Samen in das Sprossenglas geben. Tipp: Die Samen vorher in einem Sieb unter fließendem Wasser abspülen

Foto: MSG/Folkert Siemens
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